Klimaspurt: Jede Woche ein neuer Akkuzug
Ab Mai 2023 sind die ersten Züge mit Batterie statt Diesel unterwegs. Ein Jahr später sollen bereits 55 Triebzüge klimaneutral durch den echten Norden rollen.
Im Testbetrieb sind schon sieben der umweltfreundlichen Fahrzeuge auf der Schiene. Ab Mai kommenden Jahres werden die Akkuzüge regulär eingesetzt. Entweder zwischen Kiel, Lübeck und Lüneburg oder auf der Strecke nach Kiel-Oppendorf. Dann geht es Schlag auf Schlag: Alle zwei Wochen kommen zwei fabrikneue Fahrzeuge aufs Gleis. Läuft alles nach Plan, werden Mitte 2024 elf Bahnlinien mit rund 10,4 Millionen Zug-Kilometern batterieelektrisch betrieben. Bei rund 40 Prozent des Bahnverkehrs in Schleswig-Holstein heißt es dann: Strom statt Diesel.
Auf der Teststrecke ist Ruth Niehaus den neuen Triebzug bereits gefahren: „Der FLIRT Akku ist sehr flink und beschleunigt enorm“, schwärmt die Projektleiterin bei NAH.SH. Auch im realen Betrieb sollen die komfortablen Züge fix auf die maximalen 160 Stundenkilometer gebracht werden. Beim Bremsen wird die Energie zurückgespeist. Gegenüber den trägen Dieseln eröffnen die Sprinter eigentlich mehr Spielräume bei Haltestellen und Fahrplänen. Zunächst dürfte sich jedoch wenig ändern, erklärt Niehaus: „Auf den meist eingleisigen Strecken kommen die Züge nur an Kreuzungsbahnhöfen aneinander vorbei.“ Das begrenzt die Optionen zur Fahrplangestaltung.
Deutlich verbessern wird sich dagegen die Klimabilanz. Ab Mai 2024 werden rund zehn Millionen Liter Diesel eingespart – Jahr für Jahr. Die Akkuzüge werden an Bahnhöfen mit Oberleitung und an eigens gebauten Ladestationen mit Ökostrom geladen. Laut der Elektrotechnikerin Niehaus heißt das: „Im Betrieb fahren wir CO2-neutral.“ Auf der Schiene ist man schon heute deutlich emissionsärmer unterwegs als mit dem Auto. Die Akkuzüge liefern ein weiteres Argument pro Bahn: Wer Haltung zeigen und klimafreundlich mobil sein will, kann das künftig auf noch mehr Strecken im echten Norden.