Was hat dich motiviert, als du deinen ersten Unverpackt-Laden in Kiel eröffnet hast?
Marie: Ich habe über Beispiele aus anderen Ländern gelesen und gedacht: Ah, es ist also möglich, anders einzukaufen! Beim unverpackten Einkaufen denke ich darüber nach, was ich wirklich brauche und wieviel davon, statt vorportionierte Packungsgrößen in den Einkaufswagen zu legen. Lebensmittel bekommen so eine höhere Wertschätzung. Diese tolle Erfahrung der neuen Art des Einkaufens wollte ich nicht nur privat umsetzen, sondern sie mit anderen Menschen teilen und ihnen ermöglichen.
Welche Herausforderungen gab es auf deinem Weg …?
Ich war vorher nie irgendwo die Erste, die eine Idee umgesetzt hat. Das allein ist ja schon eine Herausforderung. Und als Projektmanagerin komme ich auch beruflich aus einem anderen Bereich als Einzelhandel. Dann musste ich natürlich Vorurteile oder einfach Unsicherheiten meiner Kund*innen überwinden. Und am Anfang gab es auch noch gar nicht so viele Lieferanten, die in das Unverpackt-Konzept passten. Wir sind mit 250 Produkten gestartet. Heute sind es über 1.000.
… und was hat dir geholfen?
Ich habe viel Aufmerksamkeit und Rückmeldungen bekommen – über die Medien und von anderen Menschen, die die Idee auch umsetzen wollten. Das war für mich, als hätte ich da einen Nerv getroffen.
So kurz wie möglich: Wie erklärst du Kund*innen das Unverpackt-Prinzip?
Bringe deine Behälter mit, wiege sie ab und fülle sie mit den gewünschten Produkten in der Menge, die du brauchst. So sparst du eine Menge Abfall – Verpackungen und Lebensmittel – und hast mehr Spaß beim Kochen und Genießen.
Du hast 2018 den Sonderpreis des ZEIT WISSEN-Preises „Mut zur Nachhaltigkeit“ bekommen. Wo steckt deiner Ansicht nach der Mut in deinem Projekt?
Pionierin zu sein, dafür gerade zu stehen, was man macht und dranzubleiben. Es war ja auch nicht immer alles rosa.
Gute Ideen machen Schule. Wie trägst du dazu bei?
Ich habe schon immer sehr gern Menschen beraten, die das Konzept auch umsetzen möchten. Deshalb habe ich 2015 ein Beratungskonzept geschrieben und meinen ersten Workshop organisiert. 2020 gründete ich die Akademie für Unverpackt, um mein Angebot zu formalisieren, das sich an Existenzgründer*, aber auch an bestehende Unternehmen richtet, die Unverpackt in ihr Angebot integrieren wollen. Inzwischen geht es aber auch viel darum, wie bereits bestehende Läden einen Teil ihres Angebotes auf Unverpackt-Angebote umstellen können.
Du hast nicht nur deinen Laden. Du bist auch Mitbegründerin und erste Vorsitzende von Zero Waste Kiel. Was macht der Verein?
Wir informieren über einen Zero-Waste-Lifestyle im Alltag, aber auch in Unternehmen, in Städten und in der Architektur. Wir bauen Netzwerke auf, machen Müllsammel-Aktionen und vieles mehr.
Haltung zeigen in Sachen Klimaschutz – was heißt das für dich in deinem privaten Alltag?
Egal, ob es um unser Konsumverhalten geht oder die Art, wie wir mobil sind: In meiner Familie gucken wir immer, dass wir unseren Alltag so nachhaltig wie möglich gestalten. Wir haben zum Beispiel schon lange kein Auto mehr. Wir haben ja die öffentlichen Verkehrsmittel und unsere Füße. Und wir genießen das Alles doppelt: Einmal, weil wir diese Art zu leben mögen und dann, weil wir damit der Umwelt Gutes tun.
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